Die dunkelsten Tage des Jahres halten einen jeden fest im Griff. Ein stürmischer Ozean aus Vorlesungen, Veranstaltungen und Besorgungen lässt einen jeden träumen ob des stillen Obdachs der besinnlichen Weihnachtsfeiertage, wenn im familiärsten aller Kreise die Lebensgeister, die ein langes Jahr gelitten haben, wieder zu alter Stärke kommen können. Und dennoch, trotz all den Verpflichtungen und Beschwerden, die die Adventszeit mit sich bringt, versammelte sich ein illustre Runde in der zurückliegenden Nacht nach dem größten aller Vorbilder: Unsere eigenen Gründerväter des Philologischen Vereins München traten 1879, in einer Nacht, die der diesen nicht unähnlich ist, eisern der Kälte entgegen und schufen eine der Institutionen, ohne die unser Adventsabend mit Sicherheit ein eher entspannter mit etwas Glühwein und Ruhe geworden wäre.
Die Krambambulikneipe, als ein altehrwürdiges Kronjuwel des Wintersemesters, war in diesem Jahr zuvorderst eine Bühne für Ehrungen unterschiedlichster Art. Der Fuxenstall wurde ob der Bundesbrüder Julius und Marco beraubt, welche die Kneipe mit zwei Farben eröffneten, doch mit dreien auf stolzgeschwellter Brust verließen. Zum persönlichen Vergnügen gereichte es dem Senior, dass auch die ehrenvollen Ränge der Couleurdamen palladiae an diesem Abend wachsen konnten. Unsere Couleurdamen Lena und Katharina haben beide über die zurückliegenden Jahre jede nach ihren Stärken der Palladia unentbehrliche Dienste erwiesen. Nicht nur dies, auch sind sie Bundesbrüdern jung wie alt als treue Freunde ans Herz gewachsen. So kam es, dass die Palladia ihre althergebrachten Farben auch in ihre sorgsamen Hände übergeben durfte.
Ehrungen solcher Vielzahl und Seltenheit verdienen es also ohne Zweifel, gebührend begossen zu werden. Während also mit fortschreitender Nacht die Fesseln von Wissenschaft und Ehre fallen, bricht das Streben nach Walhalla und Elysium jedweder Mänaden und Bacchanten sich unaufhaltsam Bahn. Ob Wolke sieben oder neunter Höllenkreis, das Gift der Nacht wird wie Elixiere alter Tage gezaubert von den Zeremoniemeistern, welche für eine Nacht den eternalen Zutaten Leben einhauchen. Ein jeder genießt die Flammen, die Seelen und Trank zugleich befeuern, auf das flüssiges Gold, schwarze Mixtur und perlende flüssige Nichtigkeiten nicht nur zu Kopfe, sondern auch in den Geist steigen. In jener dunklen Dezembernacht sind Ekstase und Schabernack höchste Lebensmotivation und bester Freund zugleich. Wenn nach schier endlosen Nachtstunden die goldene Morgensonne die nächtlichen Herrscher über ihr eigenes Schicksal erweckt, erst dann schafft der Wechsel aus Dunkel ins Licht die komplette Erfahrung einer Nacht als wahrhafte Krone der Schöpfung.
Vivat, crescat, floreat dionysos in aeternam!