Wer München Richtung Süden verlässt und Kilometer um Kilometer tiefer ins schöne ländliche Bayern fährt, findet sich auf kurz oder lang im Blauen Land wieder. Die Bergregionen, die unseren schönen Freistaat auszeichnen, dienten auch einem von Münchens berühmtesten Söhnen als Inspiration. Wie die Pinakotheken der Landeshauptstadt zeigen, ist das einfache Leben in diesen Landstrichen eindrucksvoll dokumentiert. Doch in einer Zeit des Umbruches, der Beschleunigung und des Wandels in der Gesellschaft um die Jahrhundertwende waren es Franz Marc und seine Gleichgesinnten, die sich in ebenjene Landstriche zurückzogen und dort begründeten, was wir heute als den Blauen Reiter kennen. Klassisch geschult, von französischen Impressionisten beeinflusst und dem eiligen Großstadtleben abgeneigt entstand hier aus seinem Pinsel einzigartige expressionistische Kunst. Das grundrenovierte Franz-Marc-Museum in Kochel eröffnet in jede Richtung einen Blick auf ebenjenes Land, das einst als Inspiration diente für Männer und Frauen, die ihre wachsende künstlerische Schaffenswelt in den Schrecken des ersten Weltkriegs für immer zerstört sahen. Auch der namensgebende Künstler fand ein Ende in der Gegend um Verdun, weit entfernt von seiner geliebten Muse, den Felskolossen des bayrischen Lands. Doch heute ist eine jede Seite seiner Notizbücher mit Bedacht der Öffentlichkeit präsentiert, im Herzen der Region, die diesem revolutionären Künstler Ihren Namen verdankt. Ein schmaler Tribut für einen großen Mann, der einem jeden von uns ein Stück weit das wahrhafte Sehen gelehrt hat.
Malerei ist Ankommen an einem anderen Ort. – Franz Marc
